Der unsichtbare Feind: Schadstoffe in Wohnungen und Gebäuden
In vielen älteren Wohngebäuden, die vor den 1990er Jahren gebaut wurden, schlummern oft unsichtbare Gefahren: Schadstoffe, die die Gesundheit der Bewohner und Handwerker gefährden können. Während viele Menschen bei Schadstoffen an offensichtliche Gefahren wie Schimmel denken, sind andere, weniger sichtbare Materialien wie Asbest, PCB, PAK oder Formaldehyd ebenso problematisch. Besonders Asbest stellt eine erhebliche Gefahr dar, da es in unzähligen Baustoffen verwendet wurde – oft an unerwarteten Stellen.
Asbest: Ein vielseitiger Werkstoff mit fatalen Folgen
Asbest wurde wegen seiner Hitzebeständigkeit, Zugfestigkeit und isolierenden Eigenschaften über Jahrzehnte hinweg als "Wundermittel" der Bauindustrie gefeiert. Erst als die gesundheitlichen Risiken, die von den feinen Asbestfasern ausgehen, bekannt wurden, wurde das Material in den 1990er Jahren schrittweise verboten. Die Fasern sind mikroskopisch klein und können beim Einatmen zu schweren Krankheiten wie Asbestose, Lungenkrebs oder dem sogenannten Pleuramesotheliom führen, einer seltenen und aggressiven Krebsart.
Unerwartete Asbest-Fundorte: Nicht nur im Dach
Die meisten Menschen assoziieren Asbest primär mit Dächern oder Dämmmaterialien. Doch das Problem ist weitaus verbreiteter. Asbestfasern wurden in einer Vielzahl von Baustoffen beigemischt, die sich heute in nahezu jedem Altbau finden lassen:
Bodenbeläge: Einer der häufigsten Fundorte ist der Kleber, mit dem alte PVC-Böden, Linoleum oder auch Fliesen verlegt wurden. Dieser Asbestkleber ist oft fest mit dem Untergrund verbunden und kann bei unsachgemäßem Entfernen des Bodenbelags Fasern freisetzen. Auch Vinyl-Asbest-Fliesen (VAT), die in den 60er und 70er Jahren beliebt waren, enthalten das gefährliche Material.
Spachtelmasse und Putz: In vielen Altbauten wurde Spachtelmasse oder Putz, der zum Glätten von Wänden und Decken genutzt wurde, Asbest beigemischt. Bei Bohrarbeiten, dem Entfernen von Tapeten oder dem Abschleifen der Oberflächen können hier große Mengen an Fasern in die Raumluft gelangen.
Fensterkitt: Auch der Kitt, der zur Abdichtung alter Fensterrahmen verwendet wurde, kann Asbest enthalten.
Brandschutz: Asbestplatten zur Isolierung in Kaminen, Heizungsanlagen, Brandschutztüren oder Elektroverteilern sind ebenfalls keine Seltenheit.
Sonstige Bauteile: Asbest wurde auch in Rohrummantelungen, Dachpappen, Blumenkästen oder in bestimmten Leichtbauplatten (Eternit) verwendet.
Vorsicht beim Heimwerken und Sanieren
Die größte Gefahr geht von den Asbestfasern aus, die durch mechanische Bearbeitung – Bohren, Sägen, Schleifen oder Brechen – freigesetzt werden. Solange die asbesthaltigen Materialien fest gebunden und unbeschädigt sind, ist das Risiko gering. Doch bei jeder Sanierung, jedem Umbau und selbst bei kleinen Renovierungen besteht die Gefahr, unwissentlich Asbestfasern freizusetzen.
Daher ist es unerlässlich, vor jedem Eingriff in die Bausubstanz eines älteren Gebäudes eine professionelle Schadstoffanalyse durchführen zu lassen. Nur so können Sie sich, Ihre Familie und die beauftragten Handwerker effektiv vor dieser unsichtbaren Bedrohung schützen und die Materialien fachgerecht entsorgen.

